Neumarkt

Neumarkt in der Oberpfalz (amtlich: Neumarkt i.d.OPf., bairisch: Neimack, Neimoarkt) ist eine Große Kreisstadt im gleichnamigen Landkreis im bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz sowie der Verwaltungssitz des Landkreises. Sie ist Sitz verschiedener Unternehmen und stellt das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der westlichen Oberpfalz zwischen Nürnberg, Ingolstadt und Regensburg dar. Mit etwa 40.000 Einwohnern ist Neumarkt nach Regensburg, Weiden und Amberg die viertgrößte Stadt in der Oberpfalz und im bayerischen Landesentwicklungsplan als Oberzentrum eingetragen.

Spuren einer ersten Besiedlung lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen, rund um Neumarkt existieren zahlreiche Grabhügel und mehrere keltische Wallanlagen. Erste Ortsgründungen durch die Bajuwaren werden im 6. und 7. Jahrhundert vermutet, zum Beispiel der heutige Stadtteil Pölling.

Die genauen Gründungsdaten von Neumarkt sind nicht bekannt, aber die Gründung als „neuer Markt“ wird für den Anfang des 12. Jahrhunderts an der Handelsstraße zwischen Nürnberg und Regensburg angenommen. 1135 und 1160 wurde die Stadt erstmals urkundlich erwähnt, 1315 wurde zum ersten Mal von einer Stadtbefestigung berichtet. Im 13. Jahrhundert gewährte Kaiser Friedrich II. Zollfreiheit zwischen Neumarkt und Nürnberg und der Stadt damit auch die Reichsunmittelbarkeit. Diesen Status konnte die Stadt jedoch nie durchsetzen, 1329 fiel die Stadt durch den Hausvertrag von Pavia an die pfälzischen Wittelsbacher.

Im 15. und 16. Jahrhundert war Neumarkt pfälzische Residenzstadt. Pfalzgraf Johann verlegte seinen Regierungssitz dorthin und begann damit, die Stadt zur Residenz auszubauen, es entstanden unter anderem die Kirche St. Johannes, die Hofkirche und das Pfalzgrafenschloss. Es folgten die Pfalzgrafen Otto I., sein Sohn Otto II. und Friedrich II. von der Pfalz, der später Kurfürst wurde und nach Heidelberg übersiedelte.

Nach den Pfalzgrafen verlor Neumarkt stark an Bedeutung. Im politischen und wirtschaftlichen Leben spielte die Stadt nur noch für die Region eine Rolle, das Wachstum kam nahezu zum Stillstand. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts machte sich wieder ein Aufschwung bemerkbar. Bedeutende Ereignisse waren in 300 Jahren nicht zu verzeichnen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Neumarkt von 1633 bis 1635 und von 1646 bis 1649 von schwedischen Truppen besetzt. Die Stadt wurde geplündert und teilweise zerstört.

In den Koalitionskriegen kam es im Sommer 1796 zu einer dramatischen Begegnung zwischen französischen und österreichischen Truppen, als sich die Franzosen in der Stadt verbarrikadierten und die Österreicher die komplette Zerstörung androhten. Nur durch das beherzte Eingreifen des Neumarkter Schmiedes Veit Jung, der eigenmächtig das Obere Tor aufschlug, konnte Schlimmeres verhindert werden. Als Bayern ab 1806 unter Napoléon I. Königreich wurde, erhielt Neumarkt den Status einer königlich-bayerischen Stadt und wurde Sitz eines Landgerichts.

Im 19. Jahrhundert wandelte sich Neumarkt allmählich zum Industriestandort. Ab 1830 arbeiteten auch im Raum Neumarkt mehrere Tausend Menschen am Bau des Ludwigskanals, mit seiner Fertigstellung 1846 wurde Neumarkt Hafenstadt. 1884 entstand mit den Express Werken die erste Fahrrad-Fabrik in Kontinentaleuropa.

Die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des Ersten Weltkriegs wurden auch in Neumarkt bald spürbar. Über 300 Neumarkter fielen im Krieg.

In den 1920er Jahren war die Stadtverwaltung sehr bemüht, neue Industrien anzusiedeln. 1921 wurde der ehemalige Exerzierplatz an die Holzgroßhandlung Pfleiderer aus Heilbronn verkauft, die später als Pfleiderer ihren Unternehmenssitz nach Neumarkt verlegte. 1922 gründete die Bleistiftfabrik Eberhard Faber ein Werk an der heutigen EFA-Straße.

Im September 1923 wurde in Neumarkt eine erste Ortsgruppe der NSDAP gegründet, die bereits am Deutschen Tag am 23. September öffentlich auftrat. Der Wegzug aktiver Parteigänger aus Neumarkt führte jedoch dazu, dass die nationalsozialistische Bewegung bald wieder zerfiel. Erst 1928 gelang eine Neugründung der Partei.

Ab 1933 übernahm auch in Neumarkt die NSDAP die Macht. Als Geburtsort von Dietrich Eckart trug sie den offiziellen Namenszusatz Dietrich-Eckart-Stadt. Für die zahlreichen Zwangsarbeiter in der Industrie richteten die Nationalsozialisten 1942 im heutigen Stadtteil Wolfstein ein Internierungslager ein. Wie im ganzen Reich fanden auch dort umfangreiche Judenverfolgungen statt, die Synagoge in der Hallertorstraße wurde im November 1938 zerstört. Am Karfreitag 1942 wurde Neumarkt „judenfrei“, als die 15 letzten Juden in Konzentrationslager gebracht wurden. Kurz vor Kriegsende wurde Neumarkt durch zwei Luftangriffe am 23. Februar 1945 (Operation Clarion) und am 11. April 1945 größtenteils zerstört. Versuche der Bevölkerung, die Stadt kampflos an die amerikanischen Truppen zu übergeben, scheiterten an den in Neumarkt stationierten SS-Truppen, die zudem noch von einer ungarischen SS-Division verstärkt wurden. Erst als am 22. April 1945 der Widerstand der SS nach einer Häuserschlacht gebrochen war, konnten die amerikanischen Truppen die Stadt einnehmen.

Der dem Zweiten Weltkrieg folgende Wiederaufbau führte zu einem Überwiegen der zeittypischen Architektur im Stadtbild. Jedoch gelang es, den historischen Charakter der Altstadt zu bewahren. Im Rahmen der Gebietsreform von 1972 wurde die kreisfreie Stadt Neumarkt am 1. Juni in den Landkreis Neumarkt eingegliedert und zur Großen Kreisstadt erklärt. Die 1990 begonnene Altstadtsanierung belebt das Stadtbild ganz erheblich, der Rathausplatz und die Klostergasse wurden in eine Fußgängerzone umgewandelt. 1997 wurde der ehemalige Schlachthof abgerissen, um Platz für die Jura-Galerie, ein modernes Einkaufszentrum, zu schaffen. Das Vorhaben war von Anfang an umstritten, ein Bürgerentscheid 2000 stoppte das Projekt zunächst. Später erwarb die Max Bögl GmbH das Gelände und begann mit Neuplanungen für ein neues Stadtquartier. Am 17. September 2015 wurde unter dem Namen Neuer Markt ein neues Einkaufs- und Dienstleistungszentrum eröffnet. 1998 fand vom 24. April bis zum 4. Oktober in Neumarkt die 8. Bayerische Landesgartenschau statt, der Zuschlag dafür wurde erst 1995, nachdem Landshut aus finanziellen Gründen zurückgetreten war, erteilt. Im Juli 2004 wurde das viel diskutierte Museum Lothar Fischer eröffnet, 2009 folgte das Museum für historische Maybach-Fahrzeuge.

(Quelle: Wikipedia)

 

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