Regensburg

Regensburg ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Im Laufe der Jahrhunderte ist Regensburg mit einer Vielzahl von Namen bedacht worden. Das weist auf die reichhaltige Geschichte hin. Der Name Radaspona ist erstmals um 770 bei Arbeo von Freising in der Literatur zu finden, geht aber vermutlich auf ältere keltische Bezeichnungen zurück. Daraus entstand die französische Benennung Regensburgs „Ratisbonne“ und die italienische „Ratisbona“. Der Namensursprung beruht auf zwei keltischen Wörtern: rate oder ratis „Wall“, „Stadtmauer“ und bona „Gründung“ oder „Stadt“.

Daneben wurde die Stadt auch mit humanistisch geprägten Neubildungen wie Quadrata, Germanisheim, Hydatospolis, Ymbripolis, Reginopolis und Tyberina bedacht.
Der Regensburger Donaubogen ist bereits seit der Steinzeit besiedelt. Anfang 2006 wurden etwa 100 m östlich der Mauern des späteren Legionslagers keltische Gräber mit teilweise hochwertigen Grabbeigaben gefunden. Sie wurden auf etwa 400 v. Chr. datiert.

Die römische Geschichte Regensburgs beginnt etwa um 79 n. Chr. mit der Einrichtung des Kohortenkastells Kumpfmühl auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Kumpfmühl-Ziegetsdorf-Neuprüll. Das Lager diente als Beobachtungsposten für die Naab- und Regenmündung und war durch Graben und Pfahlpalisaden gesichert, später auch durch eine Steinmauer. Im Lager waren Hilfstruppen stationiert, und zwar entweder eine rund 500 Mann starke berittene Kohorte oder eine rund 1000 Mann starke Doppelkohorte Fußsoldaten. Bald bildete sich um das Kastell eine Zivilsiedlung (vicus). Eine Donausiedlung im Bereich der heutigen westlichen Altstadt wird ebenfalls für diese Zeit vermutet. Reste eines römischen Beobachtungsturmes wurden nahe der Naabmündung gefunden, für diese Zeit (2. Jahrhundert) wird auch die älteste römische Brauerei nördlich der Alpen vermutet (heute Römer-Pavillon am Kornweg). Das Kastell und die Zivilsiedlungen wurden im Rahmen des Markomannensturms in der zweiten Hälfte der 160er-Jahre zerstört.

Nach dem Zurückdrängen der Markomannen bis etwa 170 n. Chr. wurde auf Anordnung von Kaiser Mark Aurel ab ca. 175 das Legionslager Castra Regina (Lager am Regen) errichtet. Dieser Steinbau mit seiner etwa 10 Meter hohen Mauer, den vier Toranlagen und zahlreichen Türmen ist heute noch gut im Grundriss der Regensburger Altstadt erkennbar. Von seiner Einweihung im Jahre 179 n. Chr. ist heute noch die steinerne Inschrift erhalten, die sich einst über dem Osttor befand und als die Gründungsurkunde Regensburgs gilt. Im Lager war die III. Italische Legion mit rund 6000 Soldaten stationiert. Es war militärischer Hauptstützpunkt der Provinz Raetia und bildete somit eine Ausnahme im römischen Verwaltungssystem, da die Legion nicht in der Provinzhauptstadt Augsburg stationiert war. Während der Wirren der Völkerwanderung kam es im Verlauf des 5. Jahrhunderts zur militärischen Aufgabe des Kastells, das fortan eine mauerbewehrte Zivilsiedlung war.

Von etwa 500 bis 788 war Regensburg der Hauptsitz der Herzöge der Bajuwaren aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Regensburg wurde zu einem bedeutenden Zentrum des frühen bairischen Stammesherzogtums. Herzog Odilo verwirklichte im Jahr 739 die bairische Diözesaneinteilung. Die Bistümer Regensburg, Freising, Passau und Salzburg wurden kirchenrechtlich gegründet und ihre Grenzen festgelegt. Nach seinem Sieg über den bairischen Herzog Tassilo III. verbrachte Karl der Große zwei aufeinanderfolgende Winter (791–793) in der alten bairischen Herzogsstadt Regensburg, um die Einverleibung Baierns in das Fränkische Reich persönlich abzusichern. Unter Ludwig II. (dem Deutschen) wurde Regensburg wieder Residenz und Verwaltungszentrum.

Regensburg ist eines der ältesten Bistümer Deutschlands, das bereits einige Jahrzehnte bestand, als es 739 von Bonifatius dem Canonischen Recht und somit dem Bischof von Rom unterstellt wurde. Überreste diverser aufeinander folgender Epochen finden sich unter anderem in den Ausgrabungen unter der Niedermünster-Kirche, zu einer der ältesten Klosteranlagen der Stadt gehörig, der auch die sogenannte Erhardi-Krypta zuzuordnen ist. Ähnlich alt ist die romanische Kapelle St. Georg und Afra. Auch wenn Regensburg als Reichsstadt ab 1542 protestantisch war, blieb die Stadt immer katholische Bischofsstadt, obwohl sie zeitweise von anderen Bistümern mitverwaltet wurde.
Im 9. Jahrhundert war Regensburg eine der wichtigsten Städte des ostfränkischen Karolingerreiches. Hemma († 876), die Gemahlin des ostfränkischen Königs Ludwig der Deutsche, sowie die beiden letzten ostfränkischen Karolingerherrscher, Kaiser Arnulf von Kärnten († 899) und sein Sohn König Ludwig das Kind († 911) wurden in der Benediktinerabtei St. Emmeram beigesetzt. St. Emmeram war ein Vorstadtkloster; der Bischof residierte – wie in allen mittelalterlichen Städten – im Episcopium, in nächster Nähe des Domes, seiner Bischofskirche, in der ummauerten Stadt.
Im Jahre 954 zog sich Liudolf, der älteste Sohn Ottos des Großen, nach dem Scheitern seines Aufstandes gegen seinen Vater nach Regensburg zurück. Nach einer mehrmonatigen Belagerung der Stadt durch Ottos Bruder Heinrich wurde Regensburg erobert und in Brand gesteckt; Liudolf gelang jedoch die Flucht.

Durch Fernhandel bis Paris, Venedig und Kiew erlebte die Stadt ihre wirtschaftliche Blütezeit. Sie war damals eine der wohlhabendsten und einwohnerstärksten Städte Deutschlands. Die romanische und gotische Architektur des Mittelalters bestimmt noch heute das Gesicht der Altstadt. Ein weiteres Zeichen für den damaligen Wohlstand der Stadt ist der Bau der Steinernen Brücke von 1135 bis 1146. Das mittelalterliche Bauwunder wurde Vorbild für viele andere Brückenbauten, zum Beispiel für die Judithbrücke (Vorläuferin der Karlsbrücke) in Prag. Die Brücke ist zugleich Symbol für den Aufstieg der bürgerlichen städtischen Selbstverwaltung: Im Brückenprivileg Kaiser Barbarossas vom 26. September 1182 wird mit dem Brückenmeister (magister pontis) Herbord erstmals ein städtischer Funktionsträger namentlich genannt.

Im Mai 1147 brach Konrad III. in Regensburg zum zweiten Kreuzzug auf, der strategisch günstige Donauübergang dürfte dafür mit den Ausschlag gegeben haben. Kaiser Friedrich I. Barbarossa brach hier im Mai 1189 mit einer großen Streitmacht zum dritten Kreuzzug auf.
In den Jahren 1207 und 1230 verliehen König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II. der Stadt umfangreiche Privilegien (in der Forschung als Philippinum bzw. Fridericianum bekannt), die in der Folge den Aufstieg zur Freien Stadt ermöglichten. Schon am 10. November 1245 erreichten die Regensburger Bürger, dass Kaiser Friedrich II. der Stadt das Recht der Selbstverwaltung mit dem Privileg „einen Bürgermeister und Rat zu setzen“ bestätigte. Dies führte zusammen mit dem lukrativen Fernhandel und dem Auszug der bayerischen Herzöge nach Landshut 1255 zu einem Erstarken der Bürgerschaft. Damit begann der über Jahrhunderte fortbestehende Konflikt der Stadt mit dem Regensburger Bischof und vor allem dem umliegenden Herzogtum Bayern. Vermutlich nach 1260 wurde mit dem Bau des Regensburger Doms St. Peter begonnen. Zusammen mit der Steinernen Brücke ist er das Wahrzeichen der Stadt.

Nach Jahren des wirtschaftlichen Niedergangs setzte eine probayerische Partei 1485/86 den Anschluss der Stadt an das Herzogtum Bayern-München durch. Die städtische Reichsunmittelbarkeit wurde 1492 wiederhergestellt. Regensburg verlor dabei seinen Status als Freie Stadt und war nur mehr eine gewöhnliche Reichsstadt. Als sich die inneren Unruhen fortsetzten, griff der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. im Jahr 1500 in die inneren Verhältnisse ein. Er oktroyierte Regensburg eine neue Stadtverfassung, die sogenannte „Regimentsordnung“, die 1514 modifiziert wurde und formal bis 1803 in Kraft blieb. 1519 wurde in einem Pogrom die damals größte jüdische Gemeinde Deutschlands vertrieben. Vorausgegangen war eine Anordnung des Stadtrats am 21. Februar, der damit einer Forderung christlicher Handwerker nachkam. Die Regensburger nutzten das Machtvakuum nach dem Tod Maximilians am Neujahrstag 1519 bis zur Krönung von Karl V. Das alte Judenviertel wurde zerstört und es entstand eine lukrative Wallfahrt zur schönen Maria, der heutigen Neupfarrkirche auf gleichnamigen Platz.

Im Jahr 1524 wurde mit dem Regensburger Konvent das erste Bündnis altkirchlicher Reichsstände in der Stadt abgeschlossen. 1541 fand in der Neuen Waag am Haidplatz das Regensburger Religionsgespräch zwischen Philipp Melanchthon und Johannes Eck statt, ein Versuch, die sich vertiefenden Gräben zwischen Katholiken und Protestanten zu überbrücken. Nach Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Rat wurde die Reichsstadt 1542 evangelisch. Man erhoffte sich dadurch eine größere Unabhängigkeit vom katholischen Bischof und vom Kaiser. Der Konflikt mit dem Fürstbischof und dessen Hochstift Regensburg eskalierte dadurch weiter. Kammerer Stephan Fugger vom Reh († 1602) unterzeichnete für den Rat der Stadt Regensburg die lutherische Konkordienformel von 1577. Seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert, insbesondere aber während des Dreißigjährigen Kriegs und danach war die Stadt einer der wichtigsten Zufluchtsorte evangelischer Glaubensvertriebener aus Österreich, die sich hier dauerhaft niederließen oder nach Franken und Schwaben weiterwanderten. 1630 wurde auf dem Regensburger Kurfürstentag Wallenstein abgesetzt. 1633 wurde Regensburg von schwedischen Truppen unter Bernhard von Sachsen-Weimar erstürmt. 1634 wurde es von kaiserlichen und bayerischen Truppen wieder zurückerobert.
Regensburg war bereits ein wichtiges Zentrum des Ostfränkischen Reichs gewesen, in dem auch Reichstage abgehalten wurden. Ab 1594 wurden die Reichstage nur noch im Reichssaal des Regensburger Rathauses abgehalten. 1663 wurde der Reichstag nicht mehr aufgelöst, womit er zum Immerwährenden Reichstag erklärt wurde. In ihm tagten nicht nur die Fürsten des Heiligen Römischen Reiches, sondern in der Regel Gesandte aus ganz Europa. Der Kaiser selbst wurde dabei meist durch kaiserliche Prinzipalkommissare vertreten.

Im Verlaufe des Spanischen Erbfolgekriegs wurden die Schlüssel der Stadt am 8. April 1703 auf der Steinernen Brücke kampflos dem bayerischen General Alessandro Maffei übergeben. Gleichzeitig wurde der Stadt jedoch ein Schreiben überbracht, in dem sich Kurfürst Max Emanuel verpflichtete, seine Truppen wieder zurückzuziehen, sobald ihm die Neutralität Regensburgs zugesichert sei und er die Gewähr habe, dass keine der beiden Kriegsparteien die Brücke nutzen könne.

1748 wurde der kaiserliche Generaloberpostmeister Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis zum Prinzipalkommissar ernannt, der aus diesem Grund die Residenz seiner Familie von Frankfurt nach Regensburg verlegte. Architektonisches Zeugnis der Zeit des Immerwährenden Reichstags sind die zahlreichen Gesandtschaften in der gleichnamigen Straße in Regensburg. Der wirtschaftliche Nutzen für die Stadt war aber gering, da die Gesandten weder zoll- noch steuerpflichtig waren. Die politische Lage in der Stadt selbst war zu dieser Zeit recht kompliziert. Neben der Reichsstadt gab es weitere reichsunmittelbare Herrschaften in Regensburg, nämlich das Hochstift Regensburg des Regensburger Bischofs sowie die Reichsklöster St. Emmeram, Niedermünster und Obermünster. Dazu kamen Sonderrechte des Kaisers und der auf dem Reichstag tagenden Fürsten.

Ende des 18. Jhs. wurde die Stadt von schweren innenpolitischen Auseinandersetzungen erschüttert, als vor dem Hintergrund eines drohenden Finanzkollapses der Stadt Vertreter der Bürgerschaft und des Magistrats den Geheimen Rat der Stadt (das eigentliche Regierungsorgan) wegen Misswirtschaft und Verfassungsbruchs mit Erfolg vor dem Reichshofrat in Wien verklagten. Der Kaiser verordnete eine punktuelle Revision der Stadtverfassung und gewährte Regensburg – zum Schaden der städtischen Gläubiger – ein Moratorium, das den Kollaps des Stadtstaates abwendete.

Im Jahr 1800 nahm die siegreiche französische Armee in Regensburg Quartier und legte der Stadt hohe Kontributionsforderungen auf, die die Stadtfinanzen vollends ruinierten.

 

1803 fiel hier eine der letzten Entscheidungen des Reichstags: Der Reichsdeputationshauptschluss leitete die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches ein und führte unter anderem zur Säkularisation des Großteils der Klöster. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss entstand unter anderem das eigenständige Fürstentum Regensburg unter Karl Theodor von Dalberg, der sein Amt als Erzbischof aufgrund bayerischer Einwände erst am 1. Februar 1805 antreten konnte. Die Rheinbundstaaten erklärten auf der letzten Sitzung des Regensburger Reichstags am 1. August 1806 den Austritt aus dem Verband des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Im Fünften Koalitionskrieg (Frankreich gegen Großbritannien und Österreich) besetzte ein österreichisches Armeekorps am 20. April 1809 Regensburg. Drei Tage später eroberten die Franzosen die Stadt zurück (→Schlacht von Regensburg). Hierbei erlitt Napoleon die einzige Verletzung auf allen seinen Feldzügen. Dalberg behielt zwar sein Amt als Regensburger Erzbischof (bis zu seinem Tod 1817), musste aber auf Druck Napoleons Regensburg am 22. Mai 1810 an das Königreich Bayern abtreten.

Die Inbesitznahme durch Bayern bedeutete den Verlust der politischen Bedeutung und der Sonderstellung der Stadt innerhalb des alten Bayern; die wirtschaftlichen Verhältnisse waren schon zu reichsstädtischer Zeit zuletzt so desolat geworden, dass eine weitere Selbstständigkeit schon deshalb ausgeschlossen schien. Regensburg wurde Hauptstadt des Regenkreises, ab 1838 des Kreises „Regensburg und Oberpfalz“, des späteren Regierungsbezirks Oberpfalz. Es war „kreisunmittelbare Stadt“ und zugleich Sitz des gleichnamigen Bezirksamts; Regensburg begann langsam wieder an Bedeutung zu gewinnen. 1859 erfolgte der Anschluss ans Eisenbahnnetz mit Verbindungen nach Nürnberg und München. Jedoch siedelte sich auch in der Folgezeit kaum Industrie an. Noch für lange Zeit beschränkte sich Regensburgs Rolle auf die eines Wirtschafts- und Handelszentrums für ein relativ begrenztes agrarisches Umland, neben der traditionellen Bedeutung, welche die alte, in sich ruhende Stadt als Kirchen- und Schulstadt sowie Behördensitz hatte. Bis heute bedeutend ist die Eröffnung des Luitpoldhafens 1910 (mittlerweile als Westhafen bekannt). Bis zum Ersten Weltkrieg (und noch während des Krieges) erlebte die Donauschifffahrt einen Aufschwung, namentlich aufgrund des Erdölimports aus Rumänien. 1913 wurde der Bayerische Lloyd gegründet. Der Regensburger Petroleumhafen erwies sich bald als zu klein.

 

Der historische Stadtkern Regensburgs mit engen Gassen, zahlreichen Patrizierhäusern und Kapellen aus allen Kunstepochen des Mittelalters ist weitestgehend erhalten und damit die größte mittelalterliche Altstadt Deutschlands. Außerdem besitzt sie die größte Anzahl an Geschlechtertürmen nördlich der Alpen, was ihr den Beinamen „Nördlichste Stadt Italiens“ eingetragen hat. Umsichtige und von der Bevölkerung mitgetragene Sanierungsmaßnahmen haben den Bestand von über 1.000 geschützten Denkmälern bis heute gesichert. Am 13. Juli 2006 wurde die Regensburger Altstadt mitsamt Stadtamthof von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die Stadt richtete 2007 ein Weltkulturerbezentrum ein, das im historischen Salzstadl beim Eingangsturm der Steinernen Brücke untergebracht ist. Dort werden an zentraler Stelle detaillierte Informationen zur Stadtgeschichte gegeben (~ 2000 Jahre) und aktuelle Ausstellungen durchgeführt.

 

  • Der Regensburger Dom